-
Jahresrückblick 2016
2. Januar 2017Inzwischen kommt kein Medium, keine Internetseite und selbstverständlich kein noch so unbedeutender Blog mehr ohne einen Jahresrückblick aus. Als Blogger beweihräuchert man sich dabei selbst, geht milde mit seinen Makeln ins Gericht und gelobt anschließend Besserung für das kommende Jahr, klassischerweise in Form guter Vorsätze, alles garniert mit intelligent anmutenden Bonmots. Ich möchte da keine Ausnahme machen und kurz über das vergangene Jahr sinnieren sowie einen Ausblick auf das Superjahr 2017 wagen. 2016 - Highlights und so Seit Beginn des Jahres 2016 richte ich meine Ernährung konsequent an meinen Moralvorstellungen aus und ernähre mich vegan. Das erste Mal, dass ich auf Mallorca im Trainingslager war. Und eines stand ganz schnell fest: Die Reise war jeden Cent wert und 2017 gehe ich auf jeden Fall wieder ins Trainingslager. Bei den Les Trois Ballons konnte ich die Schmach des Jahres 2015 vergessen machen und mit einem zwölften Platz als bester Deutscher mein Selbstvertrauen e...
-
Bergzeitfahren Ebersteinburg 2016
18. September 2016Bild: Christian Veit Die Woche vor dem alljährlich stattfindenden Bergzeitfahren hinauf nach Ebersteinburg hatte ich frei, damit meine Urlaubstage nicht verfallen würden. Unheilvollerweise war das Wetter während der ganzen Woche mit Temperaturen von meistens über 30° C mustergültig sommerlich. Dies verleitete mich dazu, mich in traininglagerartige Erschöpfungszustände zu trainieren und das Bergzeitfahren zu verdrängen. Da noch zwei Tage vor der Veranstaltung obendrein schlechtes Wetter gemeldet wurde, machte ich mir aber ohnehin keine größeren Gedanken ob meiner akkumulierten Erschöpfung, weil ich einen Start bei Regen sowieso kategorisch ausschloss. Die wirklichen Schwierigkeiten begannen, als mich der Samstagmorgen mit blauem Himmel begrüßte. Mein Entschluss, eine lange Tour durch den Schwarzwald zu unternehmen, begann zu wackeln. Auch die Meldeliste nahm sich zu diesem Zeitpunkt noch ausgesprochen harmlos aus. Zunächst präsentierte ich BW allerdings noch sämtliche verfügbaren Ausred...
-
Warum weiterfahren? (#1)
26. Juni 2016Der Himmel verdunkelt sich, die Wolken hängen tief und der Wind frischt merklich auf. Es riecht nach einem heftigen Schauer. Eine Flucht wäre zwecklos. Manchmal muss man sich den Elementen stellen. Oder stellen einen manchmal die Elemente? Es geht los. Die ersten schweren Tropfen fallen. Eine willkommene Erfrischung an diesem schwülwarmen Tag. Der Regen wird stärker, es wird immer dunkler. Die Sichtweite sinkt auf unter hundert Meter und der kleine Schauer hat mittlerweile den Charakter eines Weltuntergangs. Schwere Tropfen trommeln auf meinen Rücken. Es erinnert mich an die Massagedüsen im Schwimmbad. Nur ist das Wasser etwas kühler. Mittlerweile steht das Wasser centimeterhoch auf der Straße. Das Unterrohr wird zum Resonanzkörper und verstärkt das Prasseln des Spritzwassers vom Vorderrad. Der Trommeln auf Rücken und Rad treibt mich an, peitscht mich nach vorne. Die entgegenkommenden Autos fahren mit Licht und schieben Bugwellen vor sich her, die sich an meinen Rädern brechen. Endlich...
-
Les Trois Ballons (et une dizaine des averses)
14. Juni 2016Aufgrund des unglücklichen Verlaufes meiner letzten Teilnahme sah ich mich dazu genötigt, auch in diesem Jahr wieder in Luxeuil les Bains an den Start zu gehen und mich mit 2000 anderen hoffnungsvollen Talenten des Radsports um eine gute Position im Startblock zu streiten. Die Ruhe vor dem Sturm Wieder einmal übernahm BW den Großteil meiner Reiseplanung. Meine Aufgaben beschränkten sich darauf, mit meinem Fahrrad samt passendem Sattel - eine schier unlösbare Herausforderung - sowie der restlichen Ausrüstung zur Mittagszeit bei ihm aufzuschlagen, eine qualitativ und quantitativ ausgezeichnete Portion Pasta all’arrabbiata zu vernichten und mich anschließend zum Hotel chauffieren zu lassen. Die sonnige Hinfahrt versüßten wir uns damit, die Wettervorhersage für Orte entlang der Strecke herauszusuchen und sie hinsichtlich der Regenwahrscheinlichkeit zu ordnen. Wir brachen in regelrechte Jubelstürme aus, als wir herausfanden, dass uns der Grand Ballon mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit ei...
-
Erholungslager Mallorca 2016
20. März 2016Schon vor Ablauf der Saison 2015 bedachte mich BW mit einer "Einladung" zu dem von ihm organisierten Trainingslager auf Mallorca Anfang März. Es dauerte für meine Verhältnisse vergleichsweise kurz, bis ich meinen Geiz überwunden hatte und zusagte. Wie es sich für einen deutschen Weltbürger gehört, führte mich mein erster Urlaub, den ich mir selbst finanziert hatte, also nach Mallorca. Die Woche vor dem geplanten Trainingslager verbrachte ich auf einer Fachkonferenz im überraschend pittoresken aber kühlen Braunschweig. Nachdem ich den gesamten Winter hindurch fit gewesen war, erkältete ich mich am vorletzten Tag der Konferenz infolge einer unheilvollen Kombination aus Schlafmangel, Fitnessstudio, falscher Kleidung und eklatantem Leichtsinn. Dass ich trotzdem nach Mallorca aufbrechen würde, stand außer Frage. Aber ich stellte mich mental schon darauf ein, ein Alternativprogramm zum Trainingslageralltag ins Auge fassen zu müssen. Nachdem ich Freitagabend heimgekommen war, bliebe...
-
Vom Fressen und gefressen werden.
28. Februar 2016Was zu Beginn des Jahres mit einem 30-tägigen Experiment begann, hat sich mittlerweile zu einem neuen Bestandteil meiner Auffassung von Leben, Zusammenleben und Tod entwickelt - ich wurde den Überzeugungen des veganen Lebensstils erfasst. Für jemanden, der seine Mitmenschen gerne und ausgiebig über seinen krassen Sahnekonsum informierte und sich obendrein damit brüstete, das Käsefondue bei Familienfeiern nahezu alleine zu vernichten, kommt dieser Wandel der Transformation vom Saulus zum Paulus gleich. Wie kam es dazu, dass ich mittlerweile keine tierischen Produkte mehr essen möchte? Es begann damit, dass ich mit einem befreundeten Arbeitskollegen vereinbarte, dass wir uns 30 Tage vegan ernähren würden. Wir waren uns zwar relativ sicher, diese Zeit irgendwie zu überleben, weil wir uns über die letzten Jahre hinweg unserer Meinung nach vorbildlich und gesund ernährt hatten. Um sicherzugehen plädierte ich jedoch dafür, vier "Cheat-Days" in unser Experiment einzubauen, an denen ...
-
Rollentod
16. Januar 2016In Anlehnung an Rammstein - Rosenrot. Daher bitte hier klicken, um während des Lesens die korrekte akustische Untermalung zu genießen. Sah ein Knab sein Röllchen stehn, Sehnte sich nach Schenkelglühn, So zog er sich Radkleidung an, stieg auf’s Rad geschwind sodann. Er will Schmerz in Po und Bein, So war es und so wird es immer sein, Er will Schmerzen auch im Bauch, Wer Schmerzen will bekommt sie auch. Im Hause drinnen muss der radeln, der sich gründlich quälen will, Rollentod oh Rollentod, Die Beine steh’n nie still. Das Wetter lässt ihm keine Wahl, Folglich ist’s ihm sehr egal, Hat das Treten nur im Sinn, So richtet er allein sich hin. Er will Schmerz in Po und Bein, So war es und so wird es immer sein, Er will Schmerzen auch im Bauch, Wer Schmerzen will bekommt sie auch. Nach der Flasche muss er greifen, Wenn er klares Wasser will, Rollentod oh Rollentod, Die Beine steh’n nie still. Von seiner Stirne rinnt der Schweiß, Im Zimmer ist es viel zu heiß, Und ein Schrei tut jedem kund, Jet...
-
Festive 500 2015
10. Januar 2016Wie seit einigen Jahren üblich stellte ein wohlbekannter Hersteller besonders edel anmutender Radsportbekleidung für notorisch stilorientierte Athleten ebensolchen den Ritterschlag durch ein gesticktes Abzeichen in Aussicht, falls sie eine Distanz von (mindestens) 500 km im Zeitraum vom 24. Bis zum 31.12. zurückzulegten und ihre Großtaten ausreichend belegen konnten. Wie in den vergangenen beiden Jahren fehlte mir auch dieses Weihnachten ein „vernünftiger“ Grund, über die Feiertage unverhältnismäßige Trainingsumfänge zu absolvieren. Daher halfen mir die Festive 500 als Begründung sowie Motivation, das überbordende Nahrungsangebot mit einem nicht weniger abartigen Trainingsumfang zu kombinieren. Glücklicherweise wusste ich mit BW einen weiteren Anhänger vernünftigen Trainings an meiner Seite. Das dauerhaft als hervorragend gemeldete Wetter versprach außerdem Bedingungen, wie man sie zu dieser Jahreszeit sonst eher auf Mallorca erwarten würde. Die Vorzeichen für ein besinnliches Weihnach...
-
Saisonbeginn 2016
15. November 2015Am 1. November wurde die Saison 2016 traditionell, offiziell und stilvoll mit einer zünftigen Fahrt hinauf nach Kaltenbronn eröffnet. Während im Tale der Nebel die Sicht trübte, badeten wir schon nach wenigen Höhenmetern in der Sonne und kurz darauf auch im eigenen Schweiß. Der Freude tat dies gewiss keinen Abbruch und so wurde die Eroberung Kaltenbronns euphorisch gefeiert. Steil gegangen. Bild: Ben Witt Da im Wintertraining generell härter gefahren werden muss, hielt ein 25-er Ritzel als Rettungsring her. Leider schien meine Kurbel nichts von einer derartigen Erhöhung der wirkenden Kräfte zu halten und ich musste feststellen, dass sich das Aluminiuminlay mit dem Pedalgewinde vom Kurbelarm aus Carbon gelöst hatte. So kam ich jedoch immerhin in den Genuss, wieder einmal mit gutem Grund mein edles Ersatzrad zunächst zu pflegen und danach zu schinden. Die unschlagbar gute Form, die mir der Saisonauftakt in Kaltenbronn beschert, hilft mir dabei bis heute natürlich ungemein. Leider verleit...
-
Bergkönig Ebersteinburg 2015
25. September 2015© Toni Stubenrauch Nachdem ich das Bergzeitfahren der RSG Ried Rastatt hinauf nach Ebersteinburg in den vergangenen beiden Jahren für mich entscheiden konnte, wollte ich dort auch in diesem Jahr am Start stehen. Infolge der Operation im Juli und zwei lästigen Infekten war ich mit meiner Form im Vorfeld jedoch alles andere als zufrieden. Doch rechtzeitig vor der Veranstaltung zeichnete sich zumindest ein vorsichtiger Aufwärtstrend ab. So lautete mein Plan, mit wehenden Fahnen unterzugehen. Druck, den ich im letzten Jahr sowohl mental als auch auf dem Pedal hatte, verspürte ich in diesem Jahr nicht. Wie üblich blies mir auf dem Weg zum Start der Wind ins Gesicht, aber ich fand mich trotzdem guter Dinge pünktlich dort ein. Ein Journalist einer lokalen Zeitung wollte noch kurz ein Interview mit dem Vorjahressieger samt einer ehrlichen Antwort auf die Frage nach meiner Zielsetzung, die er auch bekam: „Wenn ich oben kotzen gehe, dann war es ein gutes Rennen.“ Höflicherweise nötigte ich mir d...